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Text zu Blut am Hals der Katze
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von R. W. Fassbinder
Die Bühnenmusik zu Rainer Werner Fassbinders Theaterstück Blut am Hals der Katze ist zweischichtig angelegt. Die erste Schicht fungiert als musikalischer Untergrund zu den Monologen, in denen immer wieder die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben der Charaktere durchklingt. Sie verstecken ihre Sehnsüchte hinter einer Fassade der scheinbaren Geordnetheit, die sich aber als Lebenslüge entpuppt.
Als musikalischen Hintergrund für diese Monologe habe ich Kind im Einschlummern aus den Kinderszenen von Robert Schumann verwendet. Das Stückchen wird ständig elektronisch verzerrt und drückt auf diese Weise die Hin- und Hergerissenheit zwischen Realität und Sehnsucht aus. Schumann, als objet trouvé, scheint mir hier gut geeignet, befand er sich doch sein Leben lang in diesem Konflikt, der sich nicht zuletzt in seinen Alter Ego Pseudonymen Florestan und Eusebius widerspiegelt.
Die zweite Schicht ist prozesshaft komponiert. Sie führt erst zu der Annahme, daß es sich um rein funktionale Musik handelt, die als kurzer, angedeuteter Übergang zwischen den Szenen funktioniert. Diese Annahme erweist sich am Ende des Stückes als trugschlüssig, indem sich alle zuvor aufgeführten Übergangsmusiken als links, also als Glieder eines Ganzen erweisen, welches für sich wiederum eine eigene, unabhängige Ebene im Stück darstellt. Die Charaktere stehen neben sich, erscheinen als bloße Hülsen, als Kokons ihrer selbst, gleichsam dem Chor der zu Eis Erstarrten im barocken Sinn.
Mein Dank gilt dem Regisseur Nikol Putz für die gute und anregende Zusammenarbeit.
Die Bühnenmusik zu Blut am Hals der Katze ist Peer Raben gewidmet.
Michael Bauer, im Februar 2003
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