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Blut am Hals der Katze
von Rainer Werner Fassbinder
Inszenierung: Nikol Putz
Premiere am 6. März 2003
im monsun-theater in Hamburg Altona
Weitere Vorstellungen fanden am 9., 13. und 14. März 2003 statt.
Wiederaufnahme im Monsun-Theater am 16. Oktober 2003,
weitere Vorstellungen am 17., 18. und 19. Oktober ´03.
RWF
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Darsteller (zur Premiere im März ´03): Markus Bundschuh, Samia Chancrin, Britta Dümpelmann, Moritz Herda, Carol Klein, Markus Lippeck, Sabine May, Annette Quentin, Sara Spennemann, Michael Tönnis, Wolf Wempe.
Umbesetzungen zur Wiederaufnahme im Oktober ´03: Markus Carlsen, Manuel Luna Homeyer, Birgit Lühnsmann, Natascha Russo, Maike Wehmeier.
Regie: Nikol Putz
Ausstattung: Luise Czerwonatis
Komposition: Michael Bauer;
Regieassistenz: Sara Spennemann; Dramaturgische Mitarbeit: Martin Blumentritt; Beleuchtung: Lukas Kaiser; Technik: Michael Weber; Ton: Peter Schmitt; Schauspieltraining: Angela W. Röders; Grafik-Design: Sven Weber;
Eine Produktion des Theater-Ensemble-Nikol Putz, Hamburg
Bühnenrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt
Aufführungsdauer: 65 Minuten, ohne Pause
Fassbinder nimmt seine Helden ernst, er denunziert sie nicht, sondern entrückt seine miese Welt in Traurigkeit und welke Schönheit, eine Art melancholisch-kleinbürgerliches Welttheater. Aus sekundärem Sprachmaterial konstruiert er ein großes Kompendium der verkommenen bürgerlichen Sprache, eine Sammlung aus Liebesphrasen, sentimentalen Träumen, Werbetexten und reaktionären Thesen. Ihm geht es in diesem Stück um die Unfähigkeit der Menschen, zu einer echten Kommunikation zu gelangen und sie enden in einem Sprachzusammenbruch von apokalyptischer Dimension. Die Unterdrückungsmechanismen der alltäglichen Floskeln und die Ungereimtheiten der Sprache werden von ihm modellhaft vorgestellt, in einer Vielzahl von Szenen und Monologen, in denen sich Ausbeutung und Missverständnisse manifestieren. „Das Stück soll darauf hinweisen, dass in diesem System, wie ich es sehe, alles zu einer Unterdrückung führt.“ sagte Fassbinder in einem Interview zur Uraufführung 1971, anlässlich des Dürerjahrs in Nürnberg.
In der Regiekonzeption von Nikol Putz, dem freien Regisseur und künstlerischen Leiter des Ensembles aus Hamburg, geht eine Gruppe von „Auswanderern“ auf ihre letzte Reise durch einen imaginären Raum und begegnet dort, in der Sekunde zwischen Leben und Tod, dem fremden Wesen Phoebe Zeitgeist, einem Todesengel oder „Personal der Vorhölle“. Von Phoebe initiiert stellen die Teilnehmer der Gruppe nun ihre Lebenserinnerungen dar. Es entsteht so ein „Theater auf dem Theater“, eine distanzierte und doch berührende Beschäftigung mit der Frage nach Wahrhaftigkeit, Unrechtsbewusstsein und Selbstdenunziation. Phoebe ist hier nicht die Fragende vom fernen Stern, sondern wissend und bestimmend, wie Hegels Begriff von der „List der Vernunft“.
Es ist und bleibt ein Wagnis, mit einem gemischten Ensemble, also zusammen mit Amateuren einen Theaterabend zu erarbeiten. Schließlich haben die professionellen Darsteller ihr Handwerk gelernt, Erfahrungen verarbeitet und sind mit ihrer Kunstfertigkeit gewachsen. Wobei die begriffliche Unterscheidung aus dem Sprachschatz der verwalteten Welt – hier ist es die des Finanzamtes – sowieso zu kurz greift. Die Begegnung von professioneller Produktionsweise und erfahrener Theaterarbeit mit Amateuren, auch jungen Theaterbegeisterten die kurz vor Beginn ihrer Ausbildung zum darstellenden Künstler stehen, hat eine besondere Qualität. Hier, in dem Stück Blut am Hals der Katze von Rainer Werner Fassbinder, besonders, denn die vielen kurzen Szenen und Monologe leben in dieser Konzeption zuerst von der Authentizität in der dargestellten Figur, einer unverstellten Direktheit des Spiels und den kleinen Gesten des Alltags.
Der Komponist Michael Bauer aus München schrieb eigens für diese Inszenierung die Musik. Er und Nikol Putz arbeiten seit einigen Jahren im gemeinsam gegründeten Theater-Ensemble-N. Putz erfolgreich zusammen. So entstanden unter anderem mit Der letzte Milkaner (Andreas Lechner), Der Irrläufer (Hansjörg Schneider), Die Minderleister (Peter Turrini) und Hamlet (William Shakespeare) in Süddeutschland weit beachtete Erfolge.
Das Theater-Ensemble-Nikol Putz (THENP) ist, nach der Gründung in Niederbayern 1992 und langjähriger erfolgreicher Theaterarbeit dort, im Sommer 2002 mit Nikol Putz nach Hamburg gezogen. Putz war seit 1975 bereits Hamburger, er studierte und lernte in Hamburg und arbeitete für Fernsehen, Film und freie Theater in und von Hamburg aus. Jetzt kehrt er auch beruflich nach Hamburg zurück.
Wir danken dem Forum für kulturelle Kooperation e.V. (FO´KO) Hamburg für einen finanziellen Spendenbeitrag für dieses Theaterprojekt.
Die Dreharbeiten zur Verfilmung der Inszenierung des Fassbinder-Stücks Blut am Hals der Katze wurden unter der Produktionsleitung der Axis Kommunikation GmbH, Hamburg, im Herbst ´03 begonnen und werden im Frühjahr ´04 fortgeführt. Im Herbst soll der Schnitt abgeschlossen sein und eine erste Präsentation stattfinden.
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05.03.2007
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... Es ist ja ein Witz zu glauben, dass die Leute sich verstehen, wenn sie miteinander sprechen.
R.W. Fassbinder
Musik zum Phöbe-Monolog Komposition: Michael Bauer
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